Wiedersehen mit Kununurra.
Mittwoch früh wachten wir irgendwann gegen 7Uhr auf. Wir hatten die letzten Nächte nie viel geschlafen da es im Wagen einfach zu heiss wurde. Ich versuchte in der Nacht sogar draussen auf unseren Campingstühlen zu schlafen. Aber der Gedanke, dass plötzlich eine Schlange neben mir auftauchen könnte lies mich ebenfalls nicht zur Ruhe kommen. Als es gegen Ende der Nacht etwas kühler wurde kletterte ich für einige wenige Stunden Schlaf zurück in den Van. Nach unserem Standardfrühstück aus Müsli mit Haferflocken ging es zurück auf die Strasse. Unser erstes Ziel für den Tag hies „the Grotto“. Laut Reiseführer eine tiefe Schlucht in einem Gorge (ein Gorge ist eine Art Felsformation mit tiefen Schluchten die sich relativ weit ausdehnen, diese Felsformationen sind hier in sämtlichen Nationalparks zu finden und das Wort wird „Gortsch“ ausgesprochen.) und am Boden dieser Schlucht sollte ein See auf uns warten in dem wir uns abkühlen konnten. Als wir am Rande dieser Schlucht standen befürchteten wir erst, dass gar kein Wasser mehr vorhanden sein würde, aber die Bäume und Büsche am Boden der Schlucht verdeckten nur das meiste davon. Also machten wir uns bepackt mit Handtuch, Picknickdecke und Wasserflaschen an den halsbrecherischen Abstieg. Siobhan leidet etwas unter Höhenangst, was das ganze noch interessanter machte.
Unten angekommen stiessen wir tatsächlich auf Wasser. Aber irgendwie wirkte der Tümpel nicht so einlandend. Die Szenerie war wunderschön und hatte was von Urwald aber das Wasser selbst verführte mich nicht dazu sofort hinein zu springen, egal wie heiss mir war und wie sehr ich schwitzte und kurz vor einem Hitzschlag stand. Und dann bewegte sich etwas im Wasser. Im ersten Moment dachte ich an eine Wasserschlange, Siobhan befürchtete sofort ein Krokodil und sprang in einem Satz drei Meter hinter mich. Ihre Knie schlotterten während ich mich vorsichtig etwas näher ans Wasser wagte. Mit einem lauten Lachen stellte ich fest, dass es sich lediglich um eine grosse Eidechse (Lizard) die sich im Wasser tummelte. Aber einladender machte diese Entdeckung das Wasser auch nicht. Also erfrischten wir uns nur in dem wir die Füsse in einen kleinen Seitenlauf stellten und die Hände darin wuschen. Aber wir machten uns auch nicht sofort wieder daran an die Oberfläche zurück zu klettern, dafür waren wir noch zu überhitzt und die Grotte hatte wirklich etwas wunderschönes ansich. Winzige kleine Vögel schwirrten um unsere Köpfe, ein kleiner um nicht zu sagn kaum vorhandener Wasserfall tropfte und rann an der Wand hinunter und die witzigsten Bäume wuchsen in diesem Steintal. Also genossen wir diesen Anblick noch eine Weile und machten uns dann daran die 140 steilen Steintreppen wieder nach oben zu klettern. Danach ging es weiter nach Wyndham. Man hatte uns gesagt, dass der Ort nichtssagend sei, aber die Gegend recht schön. Und das Kaff lag an einem Ozean-Steinarm und wir wollten Wasser sehen. Nach 2 ½ Monaten für mich und 3 Monaten für Siobhan in Broome schrie alles in uns nach Wasser und Ozean und einer kühlen Seebriese. Naja aber irgendwie schienen wir kein wirkliches Glück mit Wasser zu haben. Es schien gerade Ebbe zu sein und den Fluss den wir entdeckten, hatte nicht viel mit dem Ozean zu tun, den wir kannten. Und es war auch keine Menschenseele auf der Strasse unterwegs. Naja die Einheimischen wussten halt, dass man in der Mittagshitze nicht wirklich auf die Strasse sollte. Ein paar haben wir dann doch getroffen als wir eine kleine Fotosession an einer überdimensionalen Krokodilstatue einlegten. Der Stadtgärtner unterbrach sogar seine Rasenmäharbeiten und bot sofort an ein Bild von uns zu schiessen und die Jungs auf der anderen Strassenseite legten ihre Werkzeug ebenfalls zur Seite aber nur um zu schauen und entsprechende Kommentare abzugeben. Schon witzig was für ein Aufsehen zwei Mädels mit einem lustigen Van in einem verschlafenen und abgelegenen Kaff erregen können. Als wir unsere Bilder im Kasten hatten sprangen wir wieder in unsere gute Kahti und machten uns fröhlich winkend und hupend auf den Weg nach Kununura. Kaum hatten wir Wyndham verlassen sah ich eine Staubwolke am Strassenrand näher kommen. Erst dachte ich es sei eine Rauchwolke und schrie „Fenster zu, Fenster zu“ und kurbelte das Fenster hoch was das Zeug hielt. Als wir näher kamen realisierten wir, dass es ein kleiner Tornado am Strassenrand war. Lose Dinge wie Äste, Papier, Blätter und Staub wirbelten darin herum und als ich merkte wie mein kleines Autolein davon angesogen wird, rutschte mir das Herz dann doch kurz in die Hose. Aber ein kräftiger Griff um das Lenkrad und wir waren an der Windhose vorbei. Aber aufregend wars schon. Danach verlief unsere Weiterfahrt reibungslos und wir landeten in dem Ort den ich eigentlich nie wieder sehen wollte. Kununurra. Es war ein merkwürdiges Gefühl diese Stadt zu betreten. Zu erst passierten wir den Flughafen, den ich damals ja einige Male zu Gesicht bekommen hatte. Danach ging es in den Ort selbst. Die Strassen verwirrten mein Orientierungssinn immernoch, genau wie damals. Wir entschieden uns auf einem Campingplatz zu übernachten da es keine richtigen Rastplätze in der Nähe gab und wir dringend duschen wollten. Aber wir bekamen nicht nur eine Dusche, nein erst bekamen wir eine Tour über den Campingplatz in einem Golfkart um den perfekten Platz auszusuchen und dann durften wir in einen herrlich kühlen Pool springen. Was für ein Gefühl.
Die Dusche danach war dann das Sahnehäubchen auf dem Ganzen. Anschliessend ging es Shoppen, da wir uns frisches Gemüse gönnen wollten. Und ich musste meine alte SIM Karte, die ich damals im März extra gekauft hatte, wieder aufladen, damit ich in der Heimat bescheid geben konnte, dass ich noch gesund und munter bin. Abends könnten wir uns dann einen kleinen Eintopf aus Kartoffeln, Paprika, Tomaten und Zwiebeln und ein kühles Bier rundete einen ereignisreichen Tag ab. Die Nacht war wieder sehr heiss im Van und wir liessen alle Türen und Klappen offen um etwas kältere Nachtluft hinein zu lassen. Wir bekamen auch etwas mehr Schlaf als in den Nächten zuvor, es war dennoch keine ruhige oder wirklich erholsame Nacht. Daher kamen wir am nächsten Morgen auch nicht gleich in die Gänge sondern trödelten etwas herum. So war es bereits 10 Uhr bis wir endlich den Campingplatz verliessen. Nächstes Ziel Lake Argyle. Der See soll wunderschön sein und wurde durch den Bau eines Damms geschaffen. Nach einer kurvenreichen Fahrt durch eine wunderschöne Hügelige fast schon Bergige Landschaft erreichten wir den See. Zuerst fuhren wir etwas zu weit und erreichten den tiefen Teil des Damms, den Fluss der nach der Dammauer weiter ins Land führte und dort war es, mein erstes in freier Wildbahn lebendes Krokodil. Gott sei Dank in sicherer Entfernung mit einem Zaun zwischen dem Tier und uns. Aber es war definitiv ein Krokodil und es dümpelte im Fluss gemütlich vor sich hin. Also war hier auch wieder nichts mit Schwimmen und wir fuhren zurück zum See selbst. Aber hier wurden wir von einem grimmigen Campingplatzbesitzer bestoppt. Was uns einfallen würde auf Privatgrund rum zu laufen. Dabei suchten wir doch nur einen Zugang zum See und sobald wir die Privat-Schilder gesehen hatten, waren wir auch schon umgedreht. Der äussert freundliche (hier liegt Sarkasmus in meinen Worten) alte Mann verwies uns an eine Bootsanlegestelle etwas weiter. Den Weg dorthin hatten wir zuvor schon entdeckt, aber aufgrund des etwas dreckigen Wassers und der sehr steilen Anfahrt, hatten wir diesen Platz vorher ignoriert. Aber nun sah es so aus, als ob wir keine andere Wahl hätten. Aber auch beim zweiten Versuch dort ein nettes Plätzchen zum Schwimmen zu finden hatten wir nicht wirklich Glück. Das Wasser schaute immernoch sehr moderig aus und wir waren uns nicht sicher ob sich da in Ufernähe nicht noch ein Krokodil aufhielt. Ich war mittlerweile völlig überhitzt und geschlaucht von den schlaflosen Nächten, Siobhan fühlte sich etwas unwohl mit dem Gedanken, dass dort ein Reptil lauern könnte. Also begruben wir unsere Schwimmpläne erneut und machten uns auf den Weg in einen neuen Bundesstaat. Für mich eine absolute Premiere, eine Grenzüberschreitung in Australien. Ich hatte im Vorfeld viel gehört und gelesen über die Kontrollen an der Grenze, dass man weder Obst noch Gemüse mit in einen anderen Bundesstaat bringen darf und dass wirklich scharf kontrolliert wird und Geldstrafen auf einen zukommen, sollte man dagegen verstossen. Eigentlich ist es ja nur wie wenn man von Baden-Württemberg nach Hessen fährt. Gut in etwas anderen Dimensionen, aber wir befanden uns ja trotzdem noch im selben Land. Aber bei den Aussis läuft das halt alles etwas anders ab. Laut meinen Berechnungn hatten wir noch ein paar Kilometer bis zur Grenze also wollte ich wenigstens einen unserer Äpfel seiner Bestimmung zuführen und dafür sorgen, dass der gegessen wird bevor alles andere in die Tonne wanderte. Ich biss gerade herzlich in den Apfel hinein als wir eine kleine Hütte auf der rechten Strassenseite passierten und wir ein Schild erspähten „Welcome to Nothern Territory“. Was, wie, wo???’ Das wars jetzt, waren wir schon drüben? Tatsache. Siobhan konnte es auch nicht fassen, sie war schon mal über diese Grenze gekommen und damals wurde sie rausgewunken und musste verschiedene Fragen beantworten und eben Obst und Gemüse entsorgen. Und nun, nichts. Das war merkwürdig aber uns ganz recht. Kurz darauf hielten wir an um unsere ersten NT Bilder zu knipsen und konnten sogar Bilder von einem Haus schiessen, welches in zwei Hälften auf LKW’s transportierte wurde.
Irgendwann realisierten wir dann auch, dass wir ja die Uhren umstellen mussten. Im Mittleren Teil von Australien, also in Nothern Territory und South Australia gab es einen Unterschied von 1.5 Stunden zum restlichen Land. Also war es bereits halb vier, während es in Western Australia gerade mal 14 Uhr war. Sehr merkwürdig. Wer macht halbstunden Schritte? Die Australier, verrücktes Volk. Das warf uns natürlich völlig aus dem Rhythmus bis Sonnenuntergang zu fahren und immer genau abschätzen zu können, wann Sonnenuntergang war und wieviel km wir noch bis dahin fahren konnten. Heute mussten wir einfach auf gut Glück fahren. Timber Creek war ca 70km hinter der Grenze und die Sonne stand noch hoch am Himmel. Also entschlossen wir uns einfach nur zu tanken, uns ein Eis zu gönnen und bis Victoria River ca. 100km weiter zu fahren. Doch direkt hinter Timber Creek, was mehr oder weniger als Ortschaft bezeichnet werden kann, hielt uns die Polizie in einer Strassensperre auf. Mir gingen soviele Gründe durch den Kopf, vielleicht kommt hier die Quarantäne Kontrolle, oder war ein Bushfeuer irgendwo auf weiterer Strecke im Gange oder oder oder. Aber nein, man wollte kontrollieren ob die Fahrer Alkohol getrunken hatten. So musste jeder der an dieser Stelle vorbei kam schön brav ins Röhrchen pusten. 0.0% bei mir, wie auch anders zu erwarten. Nach einem kurzen Plausch mit dem Polizisten ging es dann weiter. Auf halber Strecke zwischen Timber Creek und Victoria Rive mussten wir doch tatsächlich an einer roten Ampel anhalten. Baustelle. Und das mitten im Outback. Da hat man seit Ewigkeiten keine Ampel mehr gesehen (es gab nicht mal in Broome eine) und dann leuchtet einem ein rotes Licht aus weiter Ferne entgegen. Sehr merkwürdiges Gefühl. Und kaum war die erste Ampel passiert, tauchte tatsächlich noch eine auf. Tja und mit all diesen kleinen Verzögerungen kamen wir dann erst nach Sonnenuntergang am Roadhouse Victoria River (was definitiv keine Ortschaft ist) an. Für 15 Dollar dürfen wir hier die Nacht verbringen (in Kununurra zahlten wir 36, allerdings mit Strom und Pool). Morgen hoffen wir dann, dass wir es bis in den Litchfield National Park schaffen. Und natürlich, dass es heute nacht etwas kühler wird als letzte Nacht. Aber bei min. 38Grad tagsüber fällt der Natur das Abkühlen sichtlich schwer.