Tasmanien Tag 3 -5
Nach unserer zweiten Nacht in Lanceston ging es nun auf in Richtung Nord-Westen. In allen Reiseführern stand zwar, dass dort vorallem die Industrie und Mienen vorherrschen und es Touristisch nicht wirklisch erschlossen sei aber wir wollten schliesslich noch den National Park rund um den Cradel Mountain sehen, also ignorierten wir diese „Warnhinweise“ und steuerten auf Devenport zu. Dort galt unser erster Stopp dem Touristeninformationszenter. Ein sehr freundlicher Mensch von der Information gab uns dann Tipps, wo wir langfahren sollten und was man auslassen kann. Also versuchten wir so bald wie möglichden Highway zu verlassen und wirklich so nah wie möglich an der Küste entlangzufahren. So kamen wir durch das kleine Örtchen Penguin. Die Stadt hatte ihren Namen in ihr Motto umgewandelt und so waren öffentliche Mülleimer, Strassenschilder und vieles mehr in Form von riesigen Pinguinen am Strassenrand aufgestellt. Hier fuhren wir aber nur durch um kurz nach dem Ort am Strand unsere Lunchpause einzulegen und die Beine etwas zu vertreten. Als nächstes ging es in den Ort Burnie. Hier wurde uns die Käserei empfohlen und wir wollten es uns nicht nehmen lassen den berühmten Tasmanischen Käse auch vor Ort zu probieren. Vorallem wenn es gratis war ;). Und so fanden wir auch die kleine Fabirk, welche unter anderem Australian Gold Käse herstellte. Und wir probierten was das Zeug hielt und waren so begeistert von dem Geschmack, dass wir auch gleich ein bisserl fürs Abendessen einkaufen wollten. Allerdings gab es nur relativ grosse Grössen zu kaufen und für uns beide war das deutlich zu viel. So beschränkten wir uns auf ein kleines Stück besonders cremigen Briekäses und hüpften wieder in den Wagen um unserem heutigen Tagesziel Queenstown näher zu kommen. Wir fuhren über kurvige Strassen, an grünen Kuhweiden und durch reiche Wälder hindurch. Irgendwann wollte Mona dann auch endlich mal die Erfahrung machen, wie es ist, auf der falschen Strassenseite zu fahren und es gab einen Fahrerwechsel. „Schon komisch“ sagte sie und bretterte los. Bald hatte sie den Dreh raus und der Scheibenwischer wurde nur noch selten angestellt, wenn eigentlich der Blinker gemeint war. Und so fuhren wir Kilometer für Kilometer durch das bezaubernde Tasmanien. Bis wir nach Queenstown kamen. Sogar noch bevor wir die Stadt selbst erreicht hatten, wurde es uns etwas mulmig. Das letzte Örtchen durch dass wir durchgefahren waren, hatte noch einen recht netten Eindruck gemacht. Aber wo waren wir denn jetzt gelandet??? Um uns rum sah alles sehr industriell und kalt und rau aus. Hilfe wir waren in einer richtigen Mienenstadt gelandet. Hier gab es keine herzigen Häuschen, kein süsses Backpackers oder schnuggeliges Bed & Breakfast. Hier ging es tough zu, rauhe Männer in ihren allradantrieb Jeeps mit schweren Boots beherrschten hier die Strasse. Ooops das hatten wir uns dann doch nicht so vorgestellt. Ein kurzer Rundtrip durch die Stadt machte das ganze nicht besser. Also entschieden wir uns beim Budget Motel & Backpackers anzuhalten und nach Unterkunft für die Nacht zu fragen. Denn um weiter zu fahren war es leider schon zu spät und Nachts wollten wir dann doch nicht durch den National Park fahren und riskieren das Tasmanische Wildlife zu dezimieren. Ein Doppelzimmer war auch noch frei und sollte auch „nur“ 50 Dollar kosten. Wir hätten uns die Herberge vielleicht vorher anschauen sollen bevor wir das Zimmer bezahlten aber wir waren einfach froh noch ein Bett zu bekommen und so schnell wie möglich schlafen zu gehen damit wir am nächsten morgen verdammt schnell wieder abhauen könnten. Als wir die Türe zu unserer Kammer aufschlossen haute es uns eigentlich gleich wieder rückwärts aus dem Zimmer raus. Uns kam ein Modergeruch vom feinsten entgegen. Wann war dieses Zimmer wohl zum letzten Mal bewohnt worden? Das musste Jahre her gewesen sein. Alles war klamm und muffig. So stand auch gar nicht zur Debatte ob wir die vorhandenen Bettdecken verwenden würden oder unsere Schlafsäcke auspacken. Eindeutig Schlafsack. Wer weiss was man sich bei den Decken sonst noch einfangen würde. Aber leider waren wir noch relativ wach und etwas Hunger hatten wir auch noch. Was nun? Wir hatten eh keine Milch mehr fürs Frühstück, also schnappten wir den Wagen und fuhren noch mal ins Dorfzetrum. Uns wurde die Pizzaria dort empfohlen von der Herbergswirtin. Naja dann wollten wir mal schauen was wir so auffinden würden. Als wir den Supermarkt betraten kamen wir uns vor wie in einem schlechten Film aus den 70ern. Der PVC Boden, die schmuddeligen Regale und die leicht angestaubten Produkte trugen nicht gerade zu einem Wohlgefühl bei. Schnell nur das nötigste eingekauft. Und danach gings auf zum Bottleshop. Nach dem Schock brauchte es ersteinmal ein kühles Bier. Tja und dann auf zum Pizzashop. Eine Pizzaria konnte man das nicht wirklich nennen. Das war wirklich mehr eine Takeaway Butze aber immerhin gab es gratis Internet während wir auf unsere Pizza warteten. Das war auch schon das Highlight des Tages. Wir hatten beide kein Handyempfang und meine Internetverbindung am Laptop funktionierte auch nicht. Aber irgendwie wollten wir ja der Heimat mitteilen, dass es uns gut ging und wir noch nicht verschollen waren. Mit kühlem Bier und heisser Pizza ging es dann zurück in unsere heimlige Behausung. Mit einer DVD machten wir es uns dann so gemütlich wie möglich und bissen genussvoll in unser Dinner. Aber der Genuss blieb leider aus. Ich find es immernoch faszinierend wie man eine Pizza so völlig frei von Geschmack zubereiten kann. Einzig Salz konnte man schmecken und ab und zu kam der Pilzgeschmack etwas durch. Aber ansonsten schmeckte das Teil nach NICHTS. Unglaublich. Der Hunger trieb es halt so weit wie nötig rein und das gute Tasmanische Bier spülte die geschmacklosen Brocken runter. Und dann verkrochen wir uns so schnell wie möglich in unsere Schlafsäcke und hofften, dass die Nacht schnell vorbei sein würde. Und so stellten wir für uns einen neuen kleinen Rekord auf, denn punkt 7 Uhr sassen wir im Auto und liessen das liebliche Queenstown so schnell wie möglich hinter uns. Also wer ein gewisses Wild West Feeling erleben will, sollte diesen Ort unbedingt aufsuchen, aber für alle anderen empfehle ich macht einen riesen Bogen um dieses Kaff!!
Die Fahrt durch den National Park entschädigte etwas für die letzte Nacht und während wir zwischen Nebel behangenen Bergen durchfuhren besserte sich unsere Laune minütlich und wir konnten sogar schon die ersten Scherze machen und der Stadt eben einen gewissen Wildwest Charm abgewinnen. Unser Weg heute sollte uns einmal quer durch die Insel führen zur Coles Bay. Hier lag die viel gerühmte Wine Glas Bay deren Bilder wir schon oft erblicken durften und wir unbedingt sehen wollten. Allerdings kommt man auf den Tasmanischen Strassen doch nicht so schnell voran, wie man sich das manchmal wünschen würde und so kamen wir erst am späten Nachmittag an dem National Park an. Und der Eintritt sollte dann auch noch 25 Dollar kosten und man wäre nur über einen 2 Stündigen Fussmarsch zur Bay gekommen. Und da es nicht mehr wirklich früh am Tage war, mussten wir abwegen ob sich das wirklich rentieren würde. Wir entschieden uns dagegen und genossen einfach die beiden Buchten bei Coles Bay. Ebenfalls herrlich und bei wunderbarem Sonnenschein und 20°C (endlich) waren wir auch nicht wirklich enttäuscht. Unser Nachtlager suchten wir uns dann eine Ortschaft weiter in Swansea. Ein sehr modernes Backpacker direkt am Eingang des Ortes lud zum Verweilen ein und entschädigte uns definitiv für das vorangegangene Nachtlager. Die Herbergsmutter war auch eine faszinierende Frau. Wir schätzten sie auf Ende 50 und fitter als manch 18jährige. Erzählte sie uns doch, dass sie ganz Australien bereits mit dem Fahrrad (!) bereist hätte. Dieses Jahr hatte sie die Kimberley Region gemacht und war von El Questro nach Broome auf der Gibb River Road (eine Allradstrecke) gefahren um auf dem Nothern Highway (den ich mit Siobhan im Van ja abgefahren war) wieder zurück nach Darwin zu radeln. Wahnsinn. Ich war beeindruckt. Das Jahr davor war sie von Melbourne nach Darwin gefahren. Mir war das ja mit dem Van schon fast zu anstrengend und die Dame ist das munter geradelt. Sie ist auch jeden Morgen schon sehr früh auf den Beinen um ihre tägliche Runde auf dem Fahrrad zu absolvieren. Unglaublich aber wahr. Sie empfahl uns auch einen kleinen Spaziergang im Ort direkt am Wasser so dass wir eventuell den heimischen Seelöwen noch zu Gesicht bekommen könnten. Und nachdem wir uns in unserem 4-Bettzimmer (aber nur unsere Betten waren belegt die anderen waren frei und sollten es in dieser Nacht auch bleiben) eingerichtet hatten, machten wir uns auf kleine Erkundungstour um das liebliche Swansea zu besichtigen. Und es war wirklich ein herziges Städtchen. Gott sei dank so ganz anders als Queenstown. Und den Seelöwen bekamen wir wirklich zu Gesicht. Ganz dicht an der Küste entlang ist er gemütlich im Wasser getrieben und genoss die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Und so drehten wir unsere Runde, hielten im Supermarkt für einen letzten Einkauf an und machten uns dann auf den Weg zurück um endlich unseren Käse und gutes Brot, welches wir unterwegs bei einer Holzofenbäckerei gekauft hatten, zu geniessen. Anschliessend war es dann schon wieder Zeit fürs Bett. Allerdings sorgte ein relativ starker Wind dafür, dass es eine nicht all zu ruhige Nacht wurde. Und so wechselte das Wetter übernacht von herrlichem Sonnenschein zu bewölkt und regnerisch. Aber selbst die nicht perfekten Wetterbedingungen sollten uns nicht aufhalten, wir waren ja schlimmeres gewohnt vom ersten Tag auf Tassie und Mona fuhr uns auf direktestem Weg ins historische Porth Arthur. Dieser Ort wurde von den ersten weissen Siedlern als Gefängnis genutzt. So schickte Mutterland England seine Verbrecher nach Van Diemens Land, wie Tasmanien damals genannt wurde und eines der Gefängnisse wurde in Port Arthur errichtet. Dieser Ort hatte die perfekte Lage da es nur zwei Wege raus gab. Einmal den Seeweg und einmal über einen kleinen Pass zum restlichen Teil der Insel. Also war das Gebiet relativ gut zu überwachen und die Wildniss rings herum bot nicht wirklich viel zum Überleben und Schlangen und Spinnen, welche tötlich sein konnten, gab es hier schliesslich auch. Und über ein sehr intelligentes Flaggenkommunikationssystem hatte man Nachrichten von einem Ausbruch innerhalb von 5 Minuten an den Pass geschickt und innerhalb von 15 Minuten nach Hobart. Als man hatte nicht wirklich eine Chance weit zu kommen. Und so wurden „nur“ 12 Gefangene nach ihrem Ausbruch nicht mehr wieder gefunden. Man vermutet, dass sie irgendwo in den Wäldern verschollen sind. Immerhin fand man vor gerade mal 40 Jahren ein Skelett eines dieser Ausbrecher in den umliegenden Wäldern, man konnte sogar noch Teile der Kleidung und die Fussfesseln erkennen. Das Gefängnisareal selbst war eher ein kleines Dorf. Es gab für damalig Standards ein sehr hoch entwickeltes Gefängnis, zwei Kirchen (auf Drängen der Irischen Innsassen musste eine Katholische Kapelle zusätzlich hzur Anglikanischen Kirche gebaut werden), zwei Ärtzte, das Haus des Governours, Häuser für den Buchhalter, den Priester und den Pfarrer, für die Wachmanschaft, das Gefängnis selbst, eine Mühle, einen riesigen Garten, eine Schiffswerft und vieles mehr. Zusätzlich gab es noch einen Friedhof auf der Todesinsel (man war immerhin schon so weit, dass man die Toten nicht in der Nähe der Häuser sondern auf einer separaten Insel begrub) und eine Insel auf der die männlichen jugendlichen Straftäter erzog. Sie hatten eigene Unterkünfte, eine Schule und Werkstätten. Man wollte verhinder, dass die Jungs in die miese Gesellschaft der übrigen Insassen gerieten und dadurch gar nicht mehr aus dem Sumpf der Kriminalität raus kamen. Dem Heimatland England gefiel dieses Konzept allerdings so gut, dass man ein eigenes Jugendgefängnis baute und somit das auf Tasmanien nicht mehr benötigt wurde. Wir lernten all diese interessante Informationen und noch einiges mehr auf einem kleinen geführten Rundgang durch die Anlagen und auf einer Hafenrundfahrt. Man hatte gar nicht genug Zeit wirklich alles anzuschauen, daher wäre unser Eintrittsticket sogar für 2 Tage gültig gewesen. Aber wir würden ja am nächsten Tag Tassie schon wieder verlassen. Und so traten wir kurz nachdem die Gebäude auch geschlossen wurden unseren Rückweg an und machten uns auf den Weg nach Hobart. Hier hatten wir bereits ein Doppelzimmer in einem Backpacker gebucht gehabt und mussten also nicht mehr wirklich auf Unterkunftssuche gehen. Wir mussten nur noch unsere Unterkunft finden. Das gestaltete sich etwas schwieriger als gedacht aber nach einer kleinen Irrfahrt unter anderem durch den Botanischen Garten fanden wir dann unser Nachtlager und einen Parkplatz hinter dem Haus gab es für unseren Mietwagen auch. An der Rezeption erkundigten wir uns dann gleich mal, ob wir den Wagen am nächsten Tag dort stehen lassen dürften, bis wir abends unseren Weg zum Flugahfen antreten müssten. Gar kein Ding. Na supi, eine Sorge weniger. Irgendwie waren wir dann doch recht geschlaucht von der ganzen rumkurverei und der vielen frischen Luft, dass wir Abends nicht mehr wirklich in der Lage waren, noch was zu unternehmen. Am nächsten Morgen ging es dann rechtzeitig wieder aus den Federn und nach einem kleinen Müslifrühstück (die Packung hatten wir bereits recht leer gemacht) gaben wir unsere Zimmerschlüssel ab, beluden das Auto und machten uns zu Fuss daran Hobart zu erkunden. Die Läden öffneten langsam auch und so stöberten wir etwas durch die Shops ob wir noch ein nettes Mitbringsel für uns selbst finden würden. Aber irgendwie überzeugte uns nichts wirklich und so gönnten wir uns einfach einen Kaffee bzw. Tee und ein herzhaftes zweites Frühstück in einem der vielen Grünanlagen in der Nähe des Hafens und liessen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Danach stromerten wir durch das Hafengebiet und liessen uns von Kunstwerken der Aboriginies in einer Kunstgalerie inspirieren. Das Wetter war herrlich und lud zu gütlichem Bummeln ein. So schlenderten wir durch den bekannten Stadtteil Salamanca mit herzigen Boutiquen und Cafés und sogar einem Feenladen. Hier gab es alles rund um das Thema Feen. Von Figuren über Kostüme enfach alles. Anschliessend durchströmerten wir das Stadtteil Batterie Point. Hier reihte sich ein herziges Häuschen an das nächste und überall blühten die Rosen in den wunderbarsten Farben. Und so schlenderten wir durch die Gassen und Strassen zurück zum Hafen. Ein gewisser Hunger machte sich langsam breit und an Möglichkeiten diesen zu stillen mangelte es definitiv nicht. Wir entschieden uns im „The Dome Cafe“ (die gleiche Kette die ich schon aus Perth kannte) zu verweilen und einen Burger zu essen. So brachten wir noch ein paar Stunden rum und danach ging es dann auch schon wieder zurück ans Auto. Schliesslich mussten wir ja noch tanken und zum Flughafen fahren. Nachdem wir feststellen mussten, dass im ländlichen Bereich auf Tasmanien die Tankstellen mit Ladenschluss zu machen, bangten wir schon Strafe zahlen zu müssen, da wir den Tank nicht gnügend auffüllen konnten. Aber in Flughafennähe fanden wir dann doch noch eine Möglichkeit und konnten beruhigt das Auto abgeben. Wir waren etwas früh dran und so beschäftigten wir uns noch mit lesen und Leute beobachten. Und dann war es auch schon wieder Zeit die Insel zu verlassen. Die Zeit raste wirklich. In Melbourne angekommen, wanderten wir in den International Bereich weil hier ein Cafe 24 Stunden geöffnet hatte. Und wir hatten ja für die Nacht von Freitag auf Samstag keine Übernachtung organisiert da wir gegen Mitternacht in Melbourneden landeten und dann noch den Flughafen wechselten und dann bereits um 7:30Uhr wieder weiter nach Alice Springs fliegen würden. Also hauten wir uns die Nacht um die Ohren, lasen, dösten, hielten uns mit Kaffee und Tee wach und warteten darauf, dass wir den Shuttlebus in die Stadt nehmen konnten und dann mit dem ersten Shuttelbus an den kleineren Flughafen Avalon ausserhalb der Stadt fahren konnten. Um 5Uhr waren wir dann endlich dort angekommen, mussten aber noch 30Minuten warten bis wir einchecken konnten. Nachdem wir dann endlich unser Gepäck los geworden waren und in der Abflugshalle sassen, war es an der Zeit für ein kleines Frühstück in Form eines Spiegeleisandwiches und wieder eine Runde lesen. Und dann war es endlich soweit, wir durften einsteigen und weiter ging unsere Reise nach Alice Springs. Doch davon das nächste Mal mehr.