Montag, 23. August 2010

Racetime oder die Zeit rast

Die folgende Woche stand hier alles im Zeichen des Broome Cups - Pferderennen. Das bedeutete unter anderem, dass unser Big Boss aus Perth extra hier her fliegen würde um zum Rennen zu gehen. Dienstag früh war es dann soweit und Mr Xavier himself zeigte sich im Restaurant. Gab natürlich ein entsprechendes Briefing vorweg, damit wir auch ja alle so arbeiten wie der Herr es gerne hätte. Schien als ob wir uns ordentlich genug benahmen, denn wenige Stunden nach seinem Eintreffen wurde verkündet, dass wir abends endlich eine Staffparty haben würden und unser Tippgeld dafür verwendet würde. Endlich würden wir mal was von unserem Trinkgeld sehen. Die Party war auch definitiv ein Erfolg und wir hatten ziemlich viel Spass. Der einzige leicht bittere Beigeschmack war, dass die aufgefahrenen Getränke definitiv nicht dem Wert des Geldes entsprachen was wir in den letzten 2 Monaten an Trinkgeldern eingefahren hatten und dass unser Mr Bigboss als verheirateter Mann versuchte seine weiblichen Angestellten dazu zu bringen mit ihm in sein Hotelzimmer zurück zu kehren. Gott sei dank war keine von uns so blöd diesem Ruf zu folgen. So musste er seine Falsche Champagner ganz alleine drinken. ;)
Am nächsten Tag war Ladies Day. Das bedeutete, dass die Damen sich in schicken Kleidern und interessanten Kopfbedeckungen kleideten und sich zum Pferderennen aufmachten um zu sehen und viel mehr um gesehen zu werden. Wie weit die Rennen selbst von Interesse waren kann wohl keiner wirklich sagen. Für mich war es allerdings ein ganz normaler Tag auf Arbeit.
Donnerstag früh hatten wir dann die ganzen noch betrunkenen Damen und Herren zum Frühstück im Haus. Auf der einen Seite ein sehr lustiger Anblick auf der anderen Seite Stress pur. Unglaublich wieviele Frühstücke man an einem Tag servieren kann.
Freitag sollte eigentlich ebenfalls ein ganz normaler Tag werden auf Arbeit mit der gewissen Vorfreude auf meinen freien Tag am Samstag nach 15 Tagen ohne Pause. Allerdings kam mein lieber Chef Stu auf die Idee mich zu fragen, was ich denn an meinem freien Tag mache. Mein Plan lautete Strand. Einfach mal ausspannen. Aber das fand er zu langweilig und lud mich ein mit ihm, seiner Frau und ein paar anderen Arbeitskollegen den Tag mit einem Champagnerfrühstück bei sich zu Hause zu beginnen und dann mit zum Broome Cup zu gehen. OH MY GOD Ich hab doch gar nichts anzuziehen. OK, ein Notfallplan musste her. Ohne Geld auszugeben umwerfend aussehen. Mal schauen ob das klappt. Flavia, meine süsse brasilianische Kollegin hatte sich bereits ein Kleid geliehen aber sie wollte unbedingt noch eine dieser verrückten Kopfbedeckungen. Also rasten wir in die Stadt um in ihrer Mittagspause was passendes zu finden.
Wir fanden auch was für uns beide. Der kleine aber feine Unterschied war, dass ich $3,99 ausgab und sie £50. Ich fand in einem dieser Billigramschläden eine grosse Papierrose in creme welche von mit mit einem Haarschieberle versehen wurde und somit ein perfekten Haarschmuck hergab. Das Kleidproblem löste sich auch erstaunlich gut. Da ich ja momentan in einem Haus mit bis zu 12 Mädels lebe und die meisten davon bereits am Ladies Day beim Rennen waren und somit Kleidtechnisch perfekt ausgestattet waren konnte ich zwischen 4 verschiedenen Outfits wählen. Elida, Sarah, Daniel und Duncan stimmten dann gemeinsam ab und die Wahl viel ziemlich einstimmig auf ein Schwarz, creme, braun gestreiftes knielanges Kleid mit einem Traumhaften Dekolleté. Meine Officeschuhe aus der Schweiz hatte ich auch im Gepäck, das Outfit war komplett.
Am Samstag früh ging es also zu Stu, der nicht weit von mir weg wohnt um den Tag standesgemäss mit Champagner einzuläuten. Outfit und Makeup waren im Gepäck da wir uns vor Ort gemeinsam stylen wollten. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass wenn Stu zu einem Champagnerfrühstück läd, dass es wirklich nur Champagner gibt und nichts zu essen. Und dass am frühen Morgen. Ich musste zwischen durch nochmal nach Hause um eine Handtasche zu holen, diese Pause nutzte ich um schnell eine Grundlage in Form von Toast zu schaffen. Ohne das, hätte ich den Tag wahrscheinlich nicht überlebt.
Nachdem wir uns alle aufgebrezelt hatten war es Racetime. Freunde von Stu holten uns ab und fuhren uns zum Rennplatz. Welch schillernde Outfits wir zu sehen bekamen. Manchen sahen einfach traumhaft aus, andere hätten vielleicht mal in den Spiegel schauen sollen bevor sie aus dem Haus gingen.
Sehr amüsant, und je weiter der Tag fort schritt desto amüsanter war der Anblick. Ich hatte im Vorfeld einiges über die Pferderennen und den Zustand der Zuschauer im Laufe des Tages gehört und erwartete das Schlimmste aber ich muss sagen, so böse war das alles gar nicht. Es gab einige Betrunkene aber die meisten hielten sich noch recht gut auf den Beinen. Vielleicht lag das auch daran, dass ich nach dem letzten Rennen ziemlich bald einen Bus nach Hause nahm, während alle anderen weiter zogen. Aber mir hatte die verrückte Masse am Abend des Ladies Day gerreicht. Ich war definitiv nicht in der Stimmung mir das anzutun. Ich hatte Mittwoch Abend Mitbewohner von mir zum Divers Tavern Pub gefahren, da sie seit über einer halben Stunde auf ein Taxi gewartet hatten und das einfach nicht erschien. Beim Abladen der beiden machte ich den Fehler auf das Gelände rauf zu fahren. In der Sekunde in der die Türen meines Vans aufgingen um die beiden abzuladen versuchten 10 andere mein Auto zu stürmen um von mir irgendwo hin gefahren zu werden. Ein Teil der Leute waren die Mädels von meinem Haus, rotze besoffen und mit noch mehr Leuten im Schlepptau, der andere Teil waren mir völlig Fremde, welche mir sogar Geld anboten, dass ich sie irgendwo hin fahren würde.
Ich wusste nicht mehr was mit mir geschah und alles was ich machen konnte war die Leute anzuschreien, dass sie gefälligst aus meinem Auto verschwinden sollten und sich vom Acker machen. Eine meiner Mitbewohnerinnen war dann noch so vernünftig, dass sie die Türen schloss und ich mich so schnell wie möglich aus dem Staub machen konnte. Einige Zeit später erhielt ich einen Anruf von Duncan, ob ich ihn von Arbeit (ebenfalls Divers Tavern) abholen könnte. Klar aber ich würde definitiv nicht mehr auf das Grundstück fahren, er müsste mich in ner Seitenstrasse treffen. Highlight des Abends war, dass ich diese Seitenstrasse entlang fuhr und prompt von der Polizei angehalten wurde. Gott war ich nervös, dass ich etwas falsch gemacht habe. Aber der Polizist war sehr freundlich und erklärte mir, dass es ein Routine Check sei und ich sollte doch mal meinen Führerschein rausholen und ins Röhrchen blasen. Da ich nichts getrunken hatte und so freundlich war wie irgend möglich, lies mich der gute Herr bald wieder fahren und wünschte mir sogar noch einen guten Abend. Gott war ich froh als ich wieder zu Hause war. Nach diesem Erlebnis konnten mich keine 10 Pferde in die Nähe eines Clubs oder eines Pubs am Samstag Abend bringen. Ich vermutete, dass es noch schlimmer sein würde als am Mittwoch. Sonntag hatte ich dann mal wieder die Frühstücksschicht und diesmal waren nicht nur die Gäste noch betrunken sondern einige meiner Arbeitskollegen ebenfalls, unter anderem Stu, der laut seiner eigenen Aussage nicht einmal geschlafen hatte bevor er zur Arbeit kam. Es war ein entsprechend lustiger und chaotischer Morgen.
Die Woche nach dem Pferderennen (bei dem ich übrigens kein Glück mit Wetten hatte aber auch nur 8 Dollar insgesamt eingesetzt hatte) wurde wieder etwas ruhiger und nicht mehr ganz so hektisch und verrückt auf arbeit. Aber es ist halt immer noch Hochsaison und dementsprechend geschäftig. So hab ich mal wieder 50 Stunden gearbeitet und einen Tag frei gehabt. Aber ich fand zwischen durch auch mal wieder Zeit am Strand zu liegen und mich von der Sonne verwöhnen zu lassen. An meinem freien Tag lud ich Kathi, Siobahn und eine Freundin von Kathi zum Frühstück ein und hatte einen fantastisch entspannenden Tag.
Weitere aufregende Highlights sind momentan die Wale. Da wir von Restaurant einen fantastischen Ausblick auf den Ozean haben und die Wale sich momentan hier in der Gegend aufhalten, sehen wir jeden Morgen mehrere Buckelwale direkt vor dem Restaurant. Es sind wirklich wunderschöne Tiere und es ist faszinierend wie diese sanften Riesen sich aus dem Wasser schrauben und in die Luft springen können.
Diese Woche Mittwoch werd ich endlich die Segeltour mit dem Katamaran machen und ich hoffe so, dass wir dann auch welche sehen werden. Auf diesen Tagesausflug freue ich mich wahnsinnig und es wird bestimmt wunderschön.

Broome Cup

Montag, 9. August 2010

Besuchszeit

Soodelle, ich hab meinen ersten Besucher. Auch wenn es ein Inneraustralischer Besuch ist, ist es doch ziemlich cool. Was nicht ganz so cool ist, dass ich in der Woche in der Duncan an kam nicht einen Tag frei bekommen habe, obwohl ich darum gebeten hatte. Naja auf der einen Seite gut für meine Stunden und damit gut für mein Konto aber auf der anderen Seite konnten wir nicht wirklich viel unternehmen und wenn ich dann mal frei bzw. Feierabend hatte, war ich ziemlich KO. Aber Dienstag hatte ich wenigstens Frühdienst und konnte ihn vom Flughafen abholen. Der eigentliche Plan war direkt zum Strand zu fahren und den Sonnenuntergang zu sehen. Nur blöd, dass die Sonne ja schon um 17:30 Uhr untergeht und der Flieger erst um 20 vor 18:00Uhr landen würde. Naja ein bisserlwas von dem Lichtspiel haben wir dann doch noch gesehen und ein Picknick unter Sternen ist ja auch nicht das schlimmste. Mittwoch hatte ich freundlicherweise Spätdienst und fuhr mit Duncan am Morgen durch die Stadt, er hatte vor 10 Jahren hier gelebt und war gespannt, was sich in der Zeit alles verändert hat. Verdammt viel. Zum Beispiel die Nachbarschaft in der wir leben, die gab es damals noch gar nicht. Oder das Zanders befand sich gerade im Aufbau. Dann hiess es für mich mal wieder Tellertaxi spielen und ich liess Duncan Broome alleine erkunden. Was ihm nicht schwer fällt, da er ziemlich schnell Kontakte schliesst und auch noch genug Leute hier kennt.
Donnerstag hatte ich die Frühstücksschicht und durfte mich auf ein Dinner im Zanders freuen. Bonnie, meine Arbeitskollegin, Mitbewohnerin und Tochter meines Vermieters würde demnächst nach Sydney ziehen und hatte zum Abschiedsdinner geladen. Endlich mal im Restaurant sitzen, denn Sonnenuntergang von unserer Terrasse aus in Ruhe geniessen und bedienen lassen. Herrlich. Also düste ich nach der Arbeit nach Hause, sprang unter die Dusche und machte mich in Rekordzeit präsentabel schnappte Duncan und flitzte zurück zum Cable Beach. Da unser Restaurantmanager ebenfalls frei hatte und sich der Gruppe anschloss gab es erst Mal guten französischen Champagner zum Anstossen auf Kosten des Hauses. So lass ich mir das gerne gefallen. Es wurde ein herrlicher Abend an dem viel gelacht wurde und gut gegessen. Ich musste zwar fahren aber ich lies es mir dennoch nicht nehmen zum superleckeren Chilli Beef (ja es war scharf, ich warne meine Gäste nicht ohne Grund vor diesem Gericht) ein Glas Santa Cristina Sangiovese (eben genau der Wein den wir auch ab und zu zu Hause trinken Mum & Dad) zu trinken. Perfekte Kombination sag ich nur.
Freitag steckte mir dann die Woche wirklich in den Knochen und ich war zu nichts zu gebrauchen. Auf Arbeit konnte ich nochmal alles unterdrücken aber zu Hause hatte ich dann ein herrliches Kratzen im Hals und ausser DVD schauen war dann nicht mehr drinnen. Aber eine Runde Schlaf wirkte Wunder und ich war Samstag wieder fit. Was auch gut war, da wir abends auf eine Beach Party wollten. Die Party war gross per Plakat und RundSMS angekündigt worden. Es wäre für einen guten Zweck zur Untersützung des lokalen Surf Clubs. Also zog sämtliche Zanderscrew die nicht auf Arbeit war zum Strand und war in Partylaune. Aber was war das? Das sah mehr nach Hochzeit und privater Feier aus. Wir trauten uns gar nicht wirklich das Gelände zu betreten und drückten uns am Rand herum. Irgendwann brachte jemand den Mut auf jemanden vom Surfclub anzusprechen und zu fragen, wo denn die Party sei, die überall angekündigt worden war. Party? Man wusste von nichts, und die stattfindenden Feierlichkeiten waren eine reine Privatsache. Das machte man uns auch bald deutlich in dem man Schilder aufstellte "Private Function, do not enter" deutlicher gings dann nicht mehr, dass wir unerwünscht waren. Also traten wir den Rückzug an und bevölkerten dafür mal wieder das Divers. Und was sich am Anfang als Enttäuschung zu entwickeln schien wurde ein verdammt lustiger Abend. Ich hab schon lange nicht mehr so gelacht. Eine Kollegin von mir hatte ihren Boyfriend mitgebracht und diesen Mann könnte man ohne Zweifel auf eine Bühne stellen und er würde ganze Säle zum kochen und brüllen bringen. Wahnsinn. Leider kommt das hier geschrieben lange nicht so gut rüber wie in dem Moment als er uns unterhielt, daher werde ich gar nicht erst versuchen ihn hier wiederzugeben. Aber ich hatte Tränen in den Augen vor Lachen und meine Bauchmuskeln wurden extrem strapaziert. Dass ich am nächsten Tag kein Muskelkater hatte war wirklich verwunderlich.
Gestern hatte ich dann Split-Dienst, bedeutet dass ich Frühstück, Lunch und Dinner arbeiten musste mit einer Mittagspause von eigentlich 2 Stunden, gestern glücklicherweise 3 Stunden. Und ich hatte Hunger in dieser Zeit. Aber irgendwie konnte mich nicht entscheiden, was ich essen wollte als es mich wie ein Blitzschlag traf. PESTO und zwar keine gekaufte, selbstgemacht. Also ab in den Supermarkt und alles eingekauft. Aber wir sind ja hier in Broome und somit am A.... der Welt und daher war es mal wieder nicht möglich alle Zutaten zu bekommen. Die Pinienkerne mussten leider durch Cashew Nüsse ersetzt werden. Nachdem ich mit einem leicht maroden Zauberstab abgemüht hatte eine halbwegs cremige Paste zu kreieren musste ich zugeben, selbst mit Cashews schmeckt das doch ganz gut. Gnocchi mit Pesto.... LECKER. Aber ich glaub die nächsten Tage werde ich mich wohl von grüner Basilikumpaste ernähren, irgendwie ist das doch etwas mehr geworden als ich erwartet hatte. Was kann man alles damit machen, Pesto auf Toast, als Salatdressing mit Essig und Öl gestreckt, auf Kartoffeln, zu Fleisch..... mir würde schon was einfallen.
Duncan war in der Zwischenzeit auf Jobsuche, da er beschlossen hatte in Broome eine Weile zu bleiben. Kann ich gut verstehen. Der Ort hat wirklich etwas, dass es einem schwer fällt wieder abzureisen. Und wenn er gerade nicht auf Jobsuche ist, dann düst er mit meinem Boss auf dessen Jetski übers Wasser. Na toll, während unser eins Arbeiten muss, muss man auch noch dabei zusehen, wie andere Spass haben. Gemein. Aber ich gönnte es ihm, denn so konnte er weitere Kontakte hier knüpfen und hat heute ein Vorstellungstermin im Zanders ;). Bin ich nicht toll GRINS-
Naja Siobhan und ich haben unsere Abreise etwas nach hinten verschoben, was definitiv unserer Reisekasse gut tun wird. Irgendwie war der geplante Reisetermin ziemlich schnell näher gerückt und wir beide waren noch nicht wirklich bereit Broome zu verlassen. Aber Anfang September werden wir uns wohl Richtung Cairns über Darwin bewegen. Auch wenn es mir schwer fallen wird Broome zu verlassen (dieser Ort hat einfach was) freue ich mich auf alles was da noch kommen wird.